Snake Oil Audio

DIY

L'Audiophile - LePetit by Jean Hiraga

(Übersetzung von Jean Clément)

In unserer September-Ausgabe Nr 29 haben wir den kleinen Lautsprecher Fostex FE-103 erwähnt, der seit mehr als zwanzig Jahren der Liebling vieler japanischen Amateure ist. Wir schilderten auch einen Bass-Reflex Montageplan für diesen Lautsprecher. Zahlreiche Leser, die mehr wissen wollten, haben uns viele Fragen zu diesem Thema gestellt. Seitdem haben wir dran gearbeitet, haben etliche Proben gemacht und dann etwas Abstand genommen, um ausführlicher darüber zu berichten. Am Anfang dachten wir nicht daran, einen Artikel über diesen 10cm Lautsprecher zu schreiben, der kaum 10 Watt vertragen kann. Aber die Ergebnisse haben uns derart gefallen, dass wir nicht darauf verzichten konnten.

Die Eigenschaften:

Wie wir in der Ausgabe N° 29 berichteten, gibt es zwei Ausführungen dieses Lautsprechers: FE-103 und FE-103 Sigma. Auch wenn die Namen ähnlich klingen, sind diese zwei Lautsprecher sehr unterschiedlich. Die Membran, die den zwei Lautsprechern gemein ist, ist zweifellos eine der Stärken dieser Lautsprecher. Sie erinnert an den beige Bristolkarton der berühmten Lowther. Potenter hat die Sigma Ausführung einen viel mächtigeren Treiber. Das merkt man am Gewicht, das bei der Sigma-Ausführung 960 g beträgt und 630 g bei der einfachen Version. (genauer die Treiber sind respektive 386 und 193 g schwer).

Beide haben einen Durchmesser von 100 mm. Ihre Resonanzfrequenzen sind 80 Hz für den 103 und 70 Hz für den Sigma. Das liegt an einer leicht höheren Masse für die Sigma-Version: 2.9g gegen 2.7g. Die Genauigkeit der Resonanzfrequenzen ist ± 15Hz; Das kann relativ ungenau erscheinen aber dieser Wert ist oft zu treffen bei Lautsprechern, die in großen Mengen hergestellt werden.

Der Q° ist 0,35 (FE-103) bzw. 0,32 (Sigma). Wirkungsgrad 89dB/W/M bzw. 90dB/W/m. Die Grenzfrequenz ist in beiden Fällen 18000 Hz. Die maximale Musikleistung beträgt 15 W, behauptet der Hersteller. Bisher ist uns aber kein Exemplar durchgebrannt.

Selbstverständlich war der Montageplan, den wir gewählt haben eine Bass-Reflex Lösung mit einem hohen Fläche-Verhältnis zwischen dem Lautsprecher und der Öffnung des Bass-Reflex Rohres. In unserem Fall haben wir einen Wert von 0,7 gewählt, das heißt einen Durchmesser von 70mm für die Öffnung.

Die Länge des Rohres beträgt 139mm.Die Wände der Box sollten aus einer besonders trägen 25mm dicken MDF-Platte hergestellt werden und eine maximale Steifheit gewährleisten.

Auf den Bildern kann man sehen, wie die Rückwand ganz
genau in die Seitenwände eingelassen wird. Selbstverständlich muss das Ganze perfekt abgedichtet sein.

Die Platte mit dem Rohr kommt auf die vordere Wand der Box. Sie wird festgeschraubt und geklebt. Das trägt zur Steifheit der Box bei. Der Lautsprecher wird von außen her befestigt, selbstverständlich mit einem Dichtungsring.

[Bild 2 Montageplan der Box. Der Filz polstert alle Innenwände der Box. Hier sollte ein Material mit sehr hoher Dichte, so träge wie möglich, gewählt werden.]

Das Innere der Box wird mit 10 mm dicken Wollfilz (wie in den Onken Bassgehäusen) gepolstert.

Die Mündung eines PVC-Rohrs wird auf diese vordere Platte festgeklebt.

Die Leistungen

Bild 3: Frequenzgang der Box (Mitten-Höhen ab 200Hz) axial und 30° seitlich. Die Leistungen entsprechen den Angaben des Herstellers. Eine leichte Delle im axialen Frequenzgang zwischen 1000Hz  und 2000 Hz, die nicht stören sollte, da sie außerhalb der Achse fast völlig verschwindet.

Bei 12kHz merkt man eine kleine Spitze, die hörbar ist und die Höhen betont. Das ist keineswegs unangenehm. Denn ohne diese Betonung wäre die Wiedergabe etwas blass. Der leicht steigende axiale Frequenzgang ist auch ein Pluspunkt.

[Bild 4: Frequenzgang im Bassbereich. Die sanft abfallende Kurve ist die direkte Leistung des Lautsprechers. Die andere mit einer merklichen 40Hz Betonung ist der Frequenzgangs des Bass-reflex Rohrs. Diese Messungen wurden ganz nah an den Tonquellen durchgeführt. Um ein Gesamtbild zu bekommen, sollte man die zwei Kurven addieren.]

[Bild 5: Verzerrungskurve 20 bis 20 000 Hz. Ab 200 Hz liegt die Verzerrung meistens unter 1%. Die obere Kurve mit Höhepunkt um 30 Hz zeigt den Oberton 3, die andere den Oberton 2.]

Was den Bass betrifft, zeigt Bild 4 den Frequenzgang bis 200Hz. ….

Im Bass kommt selbstverständlich das Rohr zum Einsatz und ist bei 40Hz am prägendsten. Da sollte man beachten, dass bei dem Exemplar, das gemessen wurde, die Resonanzfrequenz des Lautsprechers etwas höher als 90Hz war. Da hätte man das Rohr besser auf 50Hz abstimmen sollen.

Der Unterschied zu den Herstellerangaben kann beträchtlich erscheinen. Wir sind aber innerhalb der ± 15Hz üblichen Streuungen, die angegeben werden. Jedoch sollte man auf die Entwicklung dieses Parameters mit der Zeit. Jeder Lautsprecher braucht eine gewisse Einspielzeit.

Die Sicken sowie die Chassis werden geschmeidiger, sodass die Resonanzfrequenz sinkt.

Bei den oben erwähnten Onken Bassgehäusen mit dem Altec 416-8 war die Entwicklung drastisch.

Sicher haben wir es hier mit einem kleinen Lautsprecher zu tun und die Anforderungen sind kleiner.

Diesen Absatz mit den Messungen werden wir mit den Verzerrungen abschließen:

Die Höhe der 2. Harmonischen ist am schwächsten bei 30Hz und 3. Harmonischen am höchsten bei 30 Hz.

Diese Leistungen sind ausgezeichnet, wenn man die ganz einfachen Mittel in Betracht zieht;

die Obertonkurven 2 und 3 folgen allmählich dem Frequenzgang, ohne dass der Oberton 3 vorherrschend wird. Über 5 kHz bleibt fast nur noch die 2. Harmonische.

Das sollte man mit der völlig fehlenden Härte im Höhenbereich verbinden.

Ich verspüre fast ein Unbehagen, wenn ich von der Tonqualität dieser kleinen Box sprechen soll. Die Leistungen sind so außerordentlich, zieht man die eingesetzten Mittel, und die Größe der Box in Betracht. Da ist man nicht mehr glaubwürdig. Man MUSS sie hören.

Die gesamte Homogenität ist vortrefflich. Es gibt Bass, sicher nicht so energisch wie bei einem 38cm Tieftöner. Der Klang ist wirklich ausgeglichen. Aber es ist nicht so sehr der Bass der einen überraschen kann, sondern die Auflösung im ganzen Frequenzspektrum. Was es auch für eine Musik sein kann, man vernimmt eine Unmenge an Informationen, an kleinen Details. Da es gar kein Filter gibt, kommt das Signal direkt aus dem Verstärker. Das führt zu dieser erstaunlichen Auflösung.

Die Grobdynamik ist sehr gut. Die verschiedenen Pegelunterschiede werden sehr gut dargestellt, ohne Dämpfung bei höheren Lautstärken.

Sicher kommen die Höhen dabei etwas zu kurz. Schließlich kann man nicht alles haben. Aber die Höhen sind von hoher Qualität, sanft und fein zugleich.

Zum Schluss möchten wir Ihnen empfehlen, diese Box mit hochwertigen Verstärkern zu benutzen, denn ihr Auflösungsvermögen ist erbarmungslos mit den Schwächen der Elektronik. Man kann auch vor allzu leistungsstarken Verstärkern warnen. Sie könnten den Lautsprecher beschädigen da seine Leistungsaufnahme doch bescheiden bleibt. Mit einem 20W und sogar einen 8W Class-A- Verstärker - beide haben wir getestet - die Ergebnisse sind wunderschön.

Der Wirkungsgrad der Box ist ungefähr 92dB/W/m. Und glauben Sie uns: es ist möglich sehr hohe Lautstärkepegel zu erreichen, mit einer Qualität, die man von viel größeren Anlagen erwarten würde. Die räumliche Abbildung, da wir den Lautsprecher als Breitbandchassis benutzen, wird wunderbar dargestellt, da es kein Phasenproblem gibt.

Wir können unsre Leser nur dazu ermutigen, diese sehr kostengünstige Box zu bauen. Der FE-103 koste nämlich um die 70 €. Die Qualität der Materialien für den Bau der Box ist sehr wichtig. Sicher sind zahlreiche Verbesserungen möglich. Sollten wir doch bessere Ergebnisse erreichen würden wir Ihnen das mitteilen.

Snake Oil Audio Kommentar

Soweit Monsieur Jean Hiraga, der Schöpfer des kleinsten Jahrhundert-Lautsprechers.

Ich möchte an der Stelle aber nochmal selbst das Wort ergreifen und zum einen Jean-Clément für seine fantastische Übersetzung und Jürgen [YouTube Iam Mad] für die tollen Photos danken

Bei Monsieur Hiraga geht der Dank aber weit über den Lautsprecher hinaus. Als Gründungsmitglied und Organisator von [La Maison de] L'Audiophile steht er wie nur sehr wenige im Audio Bereich für ein Werk und nicht nur für ein Produkt. Mann muss seinen Namen als einen der ganz Großen zusammen mit Jaques Mahul [Gründer von Focal und ebenfalls Mitglied bei L'Audiophile], Paul Klipsch oder James B. Lensing nennen. Was L'Audiophile aber bei aller technischen Kreativität zur Alleinstellung erhebt, ist der Gedanke von Open Source zu einer Zeit als es Open Source noch gar nicht gab.

Im Gedanken von L'Audiophile werden wir dieses Prinzip beibehalten. Jede Entwicklung wird veröffentlicht und somit für jedermann frei verfügbar.

Danke Monsieur Hiraga Sie sind eine Inspiration!